Sportmesse ISPO 2023: Sport wird smart

Auf der Sportartikelmesse ISPO 2023 in München haben wir einige spannende Projekte entdeckt, die mit schlauer Technik in den Sport eingreifen.

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Schuhe mit Verschleißsensor von Movmenta

(Bild: heise online/sht)

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In München findet derzeit die Sportartikelmesse ISPO statt, auf der sich die Textilbranche ebenso zeigt wie Hersteller von Sportgeräten, Zubehör und allem anderen, das mit Bewegung zu tun hat. Im Future Park in Halle B1 können Start-ups zeigen, an welchen sportlichen Dingen sie arbeiten. Wir haben drei entdeckt, die mit Smartphone und Smartwatch interessante Projekte realisieren.

Hervorgegangen aus einer Masterarbeit soll die App ServeOn den eigenen Aufschlag beim Tennis verbessern helfen. Über die Sensoren in der Smartwatch, die am Schlagarm sitzen muss, misst und errechnet die App verschiedene Parameter wie die Höhe des Ballwurfs sowie die Geschwindigkeit und genaue Bewegung des Armes. Die App auf dem Smartphone zeigt den eigenen Aufschlag in einer 3D-Ansicht, bewertet dessen Qualität und liefert Hinweise zur Verbesserung. Eine neue Smartwatch muss es nicht sein, ServeOn soll mit allen aktuellen Apple-Watches und vielen anderen Sportuhren funktionieren. Tests mit besonders günstigen Smartwatches, etwa von Amazfit, laufen ebenfalls.

Die Tennis-Trainings-App ServeOn läuft auf der Apple Watch

(Bild: heise online/sht)

ServeOn arbeitet komplett lokal, sagten die Gründer im Gespräch. Die Berechnungen fänden allesamt auf der Smartwatch statt, nichts soll in die Cloud wandern. Das hat neben dem Datenschutz auch den Vorteil, dass ServeOn jederzeit direktes Feedback liefern kann, unabhängig von einer Internetverbindung. Der Service wird kostenpflichtig sein, gedacht ist ServeOn vor allem für Tennis-Clubs und -Trainer, aber auch Privatpersonen können den Service nutzen. Künftig soll das Angebot auf weitere Sportarten ausgeweitet werden, im Gespräch sind etwa Golf und Baseball.

Um den Verschleiß von Laufschuhen besser im Blick zu behalten, hat das Unternehmen Movmenta einen neuen Sensor entwickelt. Der wird im Fersenbereich in den Schuh eingebaut und funkt bei Bedarf den Zustand der Dämpfungselemente an das Smartphone. Die App soll, sagt der Hersteller im Gespräch, aus diesen Daten zusammen mit dem Körpergewicht und den Trainingsaufzeichnungen den Verschleiß der Schuhe bestimmen. Visualisiert wird das mit einer Prozentanzeige. Sinkt diese unter einen gewissen Wert, wird es Zeit für neue Schuhe. Davon sollen vor allem die Gelenke der Läufer profitieren, denn abgelatschte Laufschuhe belasten den Bewegungsapparat über Gebühr. Nicht immer ist dieser Verschleiß rechtzeitig schon optisch zu erkennen.

Der Sensor wird nicht für Privatkunden separat zu kaufen sein, sondern nur fest eingebaut in einen Schuh. Die Mehrkosten sollen sich auf wenige Euro beschränken, die 1,5 Gramm Gewicht sind vernachlässigbar. Welche Hersteller den Sensor in ihre Schuhe einbauen, wollte Movmenta auf der ISPO noch nicht verraten, im kommenden Jahr sollen aber erste Modelle damit zu kaufen sein.

Die Wahu-Schuhe mit Kompressor werden per App gesteuert

(Bild: heise online/sht)

Ebenfalls mit Schuhen zu tun hat das Unternehmen Wahu. Die Firma hat einen Schuh mit herausfahrbaren Dämpfungselementen in der Sohle entwickelt. Ein kleiner Kompressor, der seinen Platz in einer etwa vier Zentimeter langen Verlängerung der Ferse hat, pumpt die luftgefüllten Pömpel in der Sohle nach Wunsch fest oder locker auf. Die Steuerung nimmt man in der Wahu-App vor – oder überlässt sie dieser komplett, denn anhand von eingegebenen Körperdaten wie Schuhgröße und Gewicht kann die App auch automatisch bestimmen, wie fest die Dämpfung im Optimalfall sein sollte und den Kompressor ohne Zutun steuern.

Den Strom für die Technik, die den Schuh merklich schwerer macht, liefert ein fest eingebauter Akku in der Mitte der Sohle. Geladen wird er induktiv, die Wahu-Schuhe müssen also ab und an auf einer Ladematte ruhen. Ausprobieren konnten wir das System, das in verschiedenen Schuhformen für Sport und Alltag Anfang 2024 in den Handel kommen soll, nicht. Es sind jedoch Zweifel angebracht, ob das zusätzliche Gewicht, der große Akku und die Verlängerung der Fersenpartie die Tragekomfort nicht stärker belasten, als ihn die variable Dämpfung erhöht.

In der Wahu-Sohle stecken Kompressor und Akku

(Bild: heise online/sht)

(sht)